Montag, 24. Januar 2011

Student Life in January

Wie schon vermutet habe ich mich seit Beginn des Jahres des öfteren in Whistler aufgehalten. Inzwischen fühlt es sich schon beinahe als "Routine" an, sonntags nach Whistler zu fahren, abends dann in die Whistler Lodge, dort in den hot tub zu springen, danach in die Sauna und zwischendrin mit Schnee einreiben. Abends dann das beste post-outdoor-food: Nudeln mit Tomatensoße. Und am nächsten Morgen wieder los auf die Piste. Fahren bis um drei und dann wieder zurück in die Stadt.

Dabei habe ich schon sämtliche Wetterlagen mitgenommen (und meine Ausrüstung inzwischen angepasst, obwohl noch immer ohne Winterjacke ;)), zwischen -20° bis +5°, dichtem Schnee, Regen und sogar Sonnenschein, alles dabei. In den Genuss des kostbaren Guts - Sonnenschein - kam ich überraschenderweise diesen Sonntag. Es war traumhaft schön über den Wolken endlich mal wieder Berge zu sehen, Bergspitzen, die aus dem Wolkenmeer auftauchen, und man merkt, wie sehr man diese seltenen Sonnenstrahlen vermisst und dementsprechend aufsaugt. In Vancouver war es in letzter Zeit doch außerordentlich trübe und regnerisch. Dennoch habe ich selbst in Whistler jetzt eine gute Anzahl von Regentagen mitbekommen - da ist noch Verbesserungspotential sichtbar. Nichtsdestotrotz genieße ich das Boarden bei jeglichem Wetter außerordentlich. Es ist ein wunderbares Freiheitsgefühl, was verstärkt wird durch das Resort, indem man einfach fast überall fahren kann wo man mag. und dann das Beste: diese Sekunden in denen man durch frischen powder fährt - dafür lohnt sich alles. (oder aus einer überraschend auftauchenden Schneekuhle klettert nach einem traumhaften Sprung, mit diesem verwundert glücklichen Gefühl, wenn man einfach nicht so ganz fassen kann was einem Tolles eigentlich gerade passiert - einfach nur glücklich)

was für ein traumhafter jump (landung im rechten Bildrand - perfekt!) ; nur blöd, dass dahinter ein Graben um den Baum war ;)
16.1.11 - 7th Heaven

so ohne Wolken ist die peak to peak auf einmal wieder ein bisschen unheimlich




23.1.11 - upside-down - whistler's drivin' me crazy: finally sunshine being over the clouds

surprising discovery - whistler und blackcomb mountain are not the only mountains in this area





Doch auch die Tage in Vancouver sind nicht zu verkennen, wunderschöne Joggingtouren durch den Pacific Spirit Regional Park lassen einen für eine Weile in eine grüne Oase abtauchen. Der Wald freut sich über den vielen Regen und ist voller Frische. Grünes Moos, Flechten und Farne wachsen nicht nur auf dem Boden, sondern auch die Bäume sind überwuchert damit. Sogar einen Koyoten habe ich getroffen - faszinierend, wenn auch bisschen mulmig zunächst.

Sobald die Sonne mal herauskommt hält einen natürlich auch nichts mehr im Haus - schöne Spaziergänge durch den Queen Elizabeth Park mit Sicht auf downtown oder wieder zur Deep Cove erfreuen einen immer wieder aufs neue.
8.1.11 - Queen Elizabeth Park (p.s. im Hintergrund erheben sich hinter den Wolken die local mountains)

9.1.11 Deep Cove

10.1.11 - Whistler Roundhouse Lodge -19°

Beachte: diese drei Bilder wurden innerhalb von drei Tagen aufgenommen! Als ich montags spontan nach Whistler gefahren bin, da mich ein dringendes outdoor--Bewegungs-Bedürfnis gepackt und nicht mehr losgelassen hatte, traf ich zufälligerweise noch drei andere Austauschstudenten, die ebenfalls einfach nur für den Montag hochgefahren waren. Als sei es das Normalste der Welt ;) in Konstanz wäre ich in 2-3h auch locker in Laax oder noch weiter gewesen... Wir hatten an diesem eiskalten Montag in Whistler ungemein Glück, da die Whistler Gondel wenige Minuten nachdem wir ihr entstiegen waren, ihren Dienst aufgab und die Personen in den Gondel zwei Stunden in der Luft hingen, bis sie dann irgendwann mal rausgeholt worden sind. Die hat ein free-lift-ticket und free lunch dann auch nicht mehr so glücklich gestimmt... ;) Wir hingegen hatten schon tolle Abfahrten bei Eiseskälte und high-high-speed gemacht, und waren auf dem Weg zur Mittagsstärkung/wärmung. Lucky us.

Am folgenden Mittwoch machte ich dann mit Lea eine schöne local tour. Nach tagelang vorher angekündigtem heftigem Schneefall, der dann morgens doch einfach nur ein bisschen Schneematsch war, fielen dennoch Schulunterricht, Unibetrieb etc. aus.. unglaublich. Wer glaubt "Kanada" könne mit Schnee umgehen, der sollte die Sache differenziert betrachten. Vancouver definitiv nicht. (morgendlicher Schneefall, der unwesentlich liegen bleibt - auch von meinem Prof benannt als "blizzard")...
Wie auch immer, den Grouse Grind bin ich ja schon im September gelaufen, da dieser supersteile und gefährliche Trail im Winter geschlossen ist (mit Tor und Zaun). Nichtsdestotrotz haben wir uns hochgewagt, (wie so einige andere auch "I go up here every day, no matter what season") und freuten uns über die zunehmende Schneequantität-und qualität. Oben angekommen waren wir allerdings sehr, sehr nass und genossen erstmal das Kaminfeuer, bevor wir gewärmt und gestärkt zu einer Entdeckungstour in die verschneite, neblige Winterlandschaft aufbrachen. Schon komisch das so eng beieinander zu haben, wenige Minuten mit der Gondel hinab und man ist wieder im warmen, städtischen Vancouver.

 







 

so, morgen gehts mal wieder an die Uni. Nächste Woche hab ich schließlich mal wieder ein midterm ;) beim Durchschauen des Blogs fällt mir grade auf: so viele GuteWetterBilder von Whistler und Vancouver. Ich möchte bemerken: das sind die besonderen, seltenen Momente! ;)

Samstag, 8. Januar 2011

Siebter Himmel, USA und Montreal - Christmas and New Year's

Am 22.12 haben wir zu viert uns auf den Weg nach Whistler gemacht, um dort die Weihnachtstage im Schnee zu verbringen. Wir wohnten in der "Whistler Lodge", eine Art Hostel von unserer Universität. Die Lodge war super ausgestattet, mit einer großen Küche, gemütlichen Aufenthaltsräumen und vor allem einem hot tub draußen im Schnee, sowie einer Sauna. Leider wussten wir in den ersten Tagen noch nicht, dass man innerhalb von fünf Minuten Fußweg direkt an einen Lift kommt, aber als wir es dann wussten, war es tatsächlich perfekt: fünf Minuten laufen und dann Board anschnallen, ohne Schlange hinauf zum Whistler Mountain.
Das berühmt-berüchtigte Wetter von Whistler mit unglaublichen Mengen an Niederschlag zeigte sich durchweg über die fünf Tage. Konstanter Schneefall brachten täglich um die 50cm Neuschnee, je nach Höhenlage allerdings von unterschiedlicher Qualität, von herrlichem powder bis zu Regen.
Insgesamt war es eine ganz schöne Umstellung in diesen Massen von Schnee zu fahren, - ja es gibt auch ein "zuviel" an Schnee, aber es machte unglaublich viel Spaß.. Die Pisten werden größtenteils überhaupt nicht präpariert und man kann einfach überall fahren. So kommt man regelmäßig in den Genuss von wunderbaren Abfahrten, bei denen es stäubt wie man es aus den Werbefotos/videos kennt.
Die Sicht war leider nicht besonders gut, doch nachdem ich mir tatsächlich nach vielen Jahren Wintersport ohne Skibrille, eine gekauft hatte, störte das nur noch begrenzt. Nichtsdestotrotz gab es lustige Momente, in denen einfach mal der Boden unter dem Brett verschwand und ich 10m tiefer lachend im weichen, meterhohen Schnee mich wiederfand.
Die absolute Krönung der fünf Tage Boarden war der letzte Tag an dem doch tatsächlich mal das "alpine" geöffnet worden ist. Das "alpine" sind die Lifte die über die Baumgrenze hinweg gehen und die Tage zuvor hatte man nichts außer Lawinenabschüssen davon mitbekommen. Jedoch am 26.12, wir hatten noch drei Stunden auf der Piste, öffneten diese Lifte und wir fuhren direkt zum Lift "7th Heaven". Und es war tatsächlich wie im siebten Himmel: diese derartig traumhafte Abfahrt werde ich nie wieder vergessen, jede einzelne Sekunde ist abgespeichert. Über einen Meter Neuschnee, absolut unberührt und dann einfach aufs Board stellen und hinuntercruisen... Bei der ersten Abfahrt fielen wir beide - gut trainierten von den vorherigen Tagen im Tiefschnee, komplett nicht hinzufallen, sondern einfach nur genußvoll abzufahren. Bei unserer zweiten Abfahrt blieben wir dann doch auch mal hängen, da der Schnee ziemlich bremst und wenn man mal im Schnee liegt, ist es eine große Anstrengung erstmal wieder aufzustehen und dann vor allem auch wieder weiterzufahren, denn Massen von Schnee belagerten ja das Board... Aber es hat viel Spaß gemacht sich im wunderbaren Schnee zu kugeln und wir konnten uns doch sehr glücklich schätzen, so früh am Lift gewesen zu sein, denn bei unserer dritten Auffahrt (Rückweg) waren dann doch schon die meisten Hänge zerfahren (man darf dort einfach überall fahren, es gibt zwar "Pisten", aber das ist so als Hilfestellung eher für Europäer, die derartige Freiheiten verunsichern...) und es lagen überall Skifahrer in der Gegend herum, auf der Suche nach ihren Ski (p.s. für die Skiinteressierten: Carving-Ski sind hier absolut nicht angesagt, hier fährt jeder mit so breiten freeride-ski, alles andere funktioniert auch nicht bei den Schneemassen).
Ja, ich glaube man merkt, meine Begeisterung ist noch immer ziemlich präsent ;) Als wir dann ins Village abgefahren sind, hat es dann doch tatsächlich sogar unten im Dorf wieder ganz dicht geschneit (anstatt Regen) und wir sind dann mit dem Bus innerhalb von zweieinhalb Stunden wieder nach Vancouver gebracht worden.

so, neben all dem Snowboarden ist aber natürlich nicht zu vergessen, dass wir uns es nach dem Boarden auch richtig gut gehen ließen. Selbstgemachte Schupfnudeln und Sauerkraut, Pilz-Champignonspaghetti und zu Weihnachten Kartoffelbrei, Blaukraut und Würstchen gehörten bei unserer fast ausschließlich süddeutschen Gruppe auf den Speiseplan. Und davor saßen wir im hot tub, umgeben von schneebehangenen Tannen... So lässt sichs leben ;) und vor allem waren es wunderschöne Weihnachtstage in der Ferne.







Zurück in Vancouver hatte die Mädelsfraktion von Whistler ziemlich genau 23h Zeit Wäsche zu waschen, Schlaf zu bekommen und umzuschalten von Whistler, Schnee, Natur, Hütte auf Flugzeug, Reisen, USA, Stadt, Zivilisation. Schließlich saßen wir dann im Bus nach Seattle und hatten die ersten unerfreulichen Begegnungen mit den amerikanischen Grenzbeamten... Sie haben uns dann doch tatsächlich alle drei hereingelassen, nach ausführlichster (20min) Überprüfung.
Zuvor sollte vielleicht gesagt werden, dass wir bei der Planung des Urlaubs ein bisschen Scheuklappenmäßig lediglich Flugpreise verglichen hatten. Da Flüge von Seattle nach Montreal doch um einiges billiger waren, beschlossen wir dann von Seattle den billigsten Flug zu nehmen... dessen Sinnhaftigkeit stellten wir dann doch des öfteren in diesen 8 Tagen in Frage, aber schließlich lernt man ja aus seinen Fehler.
Zurück zu unserer Reise. Nachdem man dann die Grenze überschritten hatte, wurde man gebeten 6 Dollar einfach mal so an den amerikanischen Staat zu zahlen, aber bitte in Kreditkarte oder amerikanischen Dollar, sowie seine Lebensmittel abzugeben... Ja, da zergeht einem das "welcome in the United States" des Grenzbeamten dann doch irgendwie nicht so richtig hinunter... Schließlich landeten wir am Seattle Airport und versuchten vier Stunden dort Schlaf zu finden (natürlich mit leeren Mägen, denn über die Grenze darf man ja nichts mitnehmen und auf dem Airport gab es nichts außer einen offenen Starbucks...) um dann um 4 für unseren Flug einzuchecken. Seit neuestem darf man für "domestic flights" für jedes Gepäckstück auch nochmal eine Gebühr bezahlen und es ist ja auch selbstverständlich, dass in diesem Falle Kanada zu domestic gezählt wird "because it's so close, you know" (naja, 3000km Fliegen - close?! ich naive Europäerin ;)) Wie auch immer, wir flogen dann schließlich von Seattle in das Herz der USA - Dallas, Texas und von dort aus nach Toronto, wo wir dann erstmal aus Freude wieder zurück in Kanada zu sein uns bei d e r kanadischen Kette "Tim Hortons" mit "timbits" eindeckten. Schließlich erreichten wir Montreal nach 24h Reise und 3h Zeitverschiebung. Zum Glück klappte auch alles dort mit einem ominösen Schlüssel im Briefkasten, sodass wir in einer schönen Wohnung, die wir über Bekanntschaften bekommen hatten, uns einrichten und ausschlafen konnten.

Die nächsten Tage waren eine Mischung aus Genießen des französischen Flairs, des leckeren Essens (frisches Baguette, Croissants, Käse, Café au lait, Crépès, Bagels, Poutine...) und Bummeln durch die Stadt. Es lag noch bisschen Schnee und war sonnig, was außerordentlich gut tat nach vielen Tagen ohne jegliche Sonnenstrahlen. Gemütliche Spaziergänge auf den Mont Royal, welcher belebt von Langläufern, Rodlern und Schlittschuhläufern war, die Inseln Île Sainte Hélène und Île Notre Dame und am Hafen entlang, waren sehr schön. Mit einer angehenden Architektion an Bord betrachtete man eine Stadt dann auch aus einer anderen Perspektive und schaut sich bestimmte Dinge an, wie zum Beispiel den experimentellen Wohnungsbau von der expo 67 (habitat 67). Insgesamt ist Montréal sehr verschieden zu Vancouver, vor allem hat sie als Stadt viel mehr Charakter. Viele Stunden verbrachten wir in schönen Cafés und auf dem Markt. Leider waren doch einige Restaurants, Bars, ... geschlossen, sodass wir von der legendären Musikszene wenig mitnehmen konnten. Es gibt in Montréal auch eine Untergrundstadt, man kann sich komplett im warmen, respektive kalten Untergrund aufhalten um Kälte/Hitze zu entfliehen. Enttäuschenderweise ist es aber nicht besonders spektakulär, sondern einfach wie eine shopping mall.
An Silvester aßen wir zunächst mit unseren Mitbewohnerinnen zu Abend mit leckeren Käsen, Rotwein, Hummus, Baguette, Tomaten, Trauben... und zur Krönung noch Mousse au chocolat. Danach gingen wir dann an den Hafen, wo um Mitternacht ein Musikfeuerwerk gezündet worden ist. Es war richtig schön und danach tanzten wir auf einem Platz noch zu einer francophonen kanadischen Band ins Neue Jahr hinein. Netterweise setzte der Regen dann auch aus, wir kamen uns schon ein bisschen komisch vor: in dem angeblich so kalten Montreal, regnete es und hatte Plusgrade, während in Vancouver und Whistler die Sonne schien bei eisigen Temperaturen, in Deutschland Schnee lag...
An unserem letzten Tag wurde es dann aber doch nochmal kälter und begann zu schneien. Enteisungsprozedur am Flughafen verlief problemlos und der Flug war pünktlich trotz starken Schneefalls.

Blick vom Mont Royal - dem Hausberg von Montréal



geodätische Kuppel (Biosphère) - Überreste der Expo 67 auf der Île Sainte Hélène



Blick auf Vieux Montréal




Juliette et Chocolat...

the classic one - hmm, baguette!
Habitat 67

anstatt Kicken wird hier Eishockey auf der Straße gespielt...

Poutine - kanadische "Spezialität" (Pommes mit Käse und Bratensoße)


La maison du bagel :)

Silvesterdinner


trüber 1.1.11...
L'oratoire Saint Joseph - largest church in Canada

Olympiastadion (1976) - schiefster begehbarer Turm der Welt; und man beachte: da weht sie, die DDR-Flagge ;)

Notre Dame de Montréal







Der Rückflug war dann auch nochmal eine längere Angelegenheit, obwohl wir relativ direkt flogen über Chicago nach Seattle. Dort mussten wir dann allerdings wieder eine Nacht auf dem Flughafen verbringen, da kein Bus mehr nach Vancouver ging. So waren wir eben "sleepless in Seattle" und äußerst erleichtert gegen neun Seattle gen Kanada zu verlassen und im Bus ein bisschen zu dösen.

Inzwischen sind Schlafentzug und Zeitverschiebung wieder einigermaßen ausgeglichen, doch am Donnerstag gleich zur ersten Vorlesung um 8 in der Früh war doch nicht so einfach ;). Nach der Montréal-Reise geht man jetzt wieder ganz anders durch Vancouver und schaut sie auch wieder nicht nur unter dem Aspekt "hier lebe ich - Alltag" an, sondern hat wieder Lust und Neugierde die Stadt noch mehr zu entdecken. (naja, aber da ist auch so ein starker Naturdrang in einem Vancouverite - Sehnsucht nach Schnee und Bergen wird mich morgen wieder nach Whistler führen ;))