Freitag, 7. Januar 2011

November und Dezember - letzte Wochen des Herbstterms

Viele Wochen sind vergangen seit meines letzten Posts, aber manche werden es schon gehört haben, ich bin immer noch froh und munter in den Weiten Kanadas unterwegs und genieße meine Zeit hier. und nach turbulenten, bunten und erlebnisreichen Wochen kommen jetzt endlich auch mal wieder Bilder und Berichte.

An den November-Wochenende wurden herbstliche Wanderungen in North Vancouver schon beinahe zu einer Routine - schön inzwischen zu wissen, wo man hingehen kann, um sich einen Tag in der Natur zu erholen von Uni und Stadt. Es gibt einem das Gefühl tatsächlich ganz angekommen zu sein und hier zu leben. Ansonsten haben wir viel gemeinsam gekocht und sind "downtown" unterwegs gewesen, eben was man so macht als Student in Deutschland oder Kanada ;).
Meine ungemütliche Wohnsituation führte zu einer großen Produktion an Backwaren, vorzugsweise muffins und Brötchen, um ein wenig "zuhause"-Gefühl entstehen zu lassen. Zufälligerweise fielen mehrere Geburtstage in diese Zeit und auch auf Wanderungen waren Muffinkreationen sehr willkommen. Nichtsdestotrotz war ich außerordentlich froh, als ich am 1. Dezember in meine neue Bleibe umziehen konnte nach letzten Querelen mit meinem landlord. (und gebacken wird immer noch, weils Spaß macht ;))
Inzwischen wohne ich im Stadtteil "kitsilano", dem ehemaligen hippie-viertel, welches auch heute noch sehr alternativ angehaucht ist. In dem - für hier alten Haus- wo ich wohne, fühle ich mich sehr wohl und habe vier sehr nette Mitbewohnerinnen (aus Kanada, Haiti und Mexiko). Es liegt sehr zentral, ein Block von sämtlichen Buslinien entfernt und zur Uni radel ich die 7km und einige Höhenmeter inzwischen auch wieder desöfteren mit frisch-repariertem Fahrrad. 
Wohnzimmer/Küche

weihnachtlicher Kamin in meinem Zimmer
Doch noch bevor es überhaupt Dezember geworden ist, gab es eine für Vancouver sehr ungewöhnliche Wettersituation mit mehreren Tagen Minusgraden und relativ viel Schnee (alles "relativ" - aber für hier immerhin die kälteste Zeit seit 1985). Nicht schlecht, anstatt des von vielen Menschen prophezeiten regnerischen Winters, war ich doch sehr angenehm überrascht. Bedauerlicherweise musste ich jedoch feststellen, dass es tatsächlich außergewöhnlich gewesen ist und Regentage hier die Überhand haben (und das, während in Deutschland in eine Winterlandschaft (-mancherorts auch -Chaos) verwandelt ist.. :( ).


Blick auf die Coastal Mountains vom Unistrand
Blick aus dem 17. Stock des Wohnheims




So viel Schnee führte dann zu einer früheren Eröffnung der Pisten in Whistler, sodass wir schon Ende November zum ersten Mal die 3h-Busfahrt nach Whistler auf uns nahmen um dort einen traumhaften Tag zu verbringen und unsere student season passes endlich einzuweihen. Wir hatten viel Glück mit dem Wetter, habe bei weiteren Besuchen seitdem nicht mal annähernd so viel von der Umgebung gesehen, wie bei diesem einen Mal (eigentlich gar nichts, war gerade sehr interessant die Bilder nochmal anzusehen...)

in der peak to peak-gondola (of course: doppelmayr quality!). Luftseilbahn mit der größten Spannweite und der höchsten Höhe über Grund der Welt

Im Dezember war dann Endspurt an der Uni angesagt. Kaum eine Woche nach meinem letzten midterm, hatte ich mein erstes "final". In der Bib versucht man dann seine Aggressionen gegen schlafende Asiaten zu zügeln, welche schlafend Plätze besetzten und überhaupt mit Geschlurfe und Essen in der Bib sich bei mir bis jetzt nicht allzu beliebt gemacht haben. Nichtsdestotrotz, mit dreimal wöchentlichem Schwimmen und danach Lernen gingen die Prüfungen eigentlich ganz entspannt vorbei und die Ergebnisse waren sehr zufriedenstellend. Dass ich nur gelernt habe, würde mir vermutlich eh keiner glauben, ist auch nicht so gewesen, sondern Ausflüge und vor allem weihnachtliche Zusammentreffen mit Gutsle backen, Kochen, ... belebten die Tage.


Einen wunderschönen sonnigen Wintertag verbrachten wir auf Bowen Island, einer Insel ganz in der Nähe von Vancouver. Von dort hatte man traumhaften Ausblick auf die verschneiten Berge und selbst lief man durch grünen, sonnendurchfluteten Wald.

Broadway - hier wohne ich

Snug Cove auf Bowen Island

Nachdem zwei finals geschafft waren, veranstaltete ich erstmal einen wunderschönen gemütlichen Freitagmittag/abend mit Gutsle backen mit meiner Mitbewohnerin und anschließend kochen mit drei Freunden. Wir hatten von einem Arbeitskollegen von Nastassia einen ganz frischen Lachs - sockeye, angeblich einer der besten Lachse der Welt - bekommen, welchen er selbst geangelt hatte. Zum Glück hatten wir Lea, ne rechte Schwäbin dabei, die sich des Fisches angenahm und ihn exzellent zubereitete, inklusive schuppen. Schließlich konnten wir dann um Mitternacht den Fisch aus dem Ofen nehmen und probieren. Auch ich, als langjährige Vegetarierin habe den Lachs probiert und muss sagen, dass es sehr lecker gewesen ist.



ausstecherles made in canada

 
Eine absolute Neuheit war für mich ein „typisch deutsches Weihnachtsessen“. Meine ehemalige Mitbewohnerin bereitete eine Gans zu, mit Kartoffeln und Blaukraut (naja, sie behauptet Rotkohl,…  ;)). Wie mir alle anderen anwesenden Deutschen versicherten, wäre diese Gans wunderbar und der Inbegriff von Weihnachten. Versucht habe ich sie dann doch nicht, denn es gab auch ein köstliches vegetarisches Essen mit Linsen und Cashewnüssen, sowie Dominosteine, Glühwein und Plätzchen, was für mich essentielle Teile von Weihnachten sind ;). Zum Nachtisch machte ich zum ersten Mal Bratäpfel, lecker gefüllt mit Marzipan und Vanillesoße dazu. Auch den Kanadiern hat es sehr gemundet, wobei doch sehr auffallend war, wie genussvoll sich die Deutschen dem Essen widmeten ;).

Advent ohne Weihnachtsmarkt ist natürlich auch nichts und Vancouver strengte sich dieses Jahr besonders an und stellte den ersten German Christmas Market in Vancouver auf die Beine. Nach einem wunderschönen Sonntagsspaziergang entlang der Küste, testeten wir drei Deutsche den Weihnachtsmarkt. Es war allerdings doch sehr gewöhnungsbedürftig. Zunächst zahlt man 5 Dollar Eintritt und bekam dann Armbändchen, womit kontrolliert werden sollte, dass man nicht mehr als drei Glühwein trinkt – was sich allerdings von selbst löst bei den hohen Preisen. Der Glühwein war allerdings sehr lecker und es war auch einiges los auf dem Markt, sodass die Atmosphäre ganz schön war. Das beste waren die Glühweintassen, genau wie in Deutschland, blau mit Aufdruck, allerdings mit Vancouver Skyline ;).




Insgesamt kann man doch ein klein wenig stolz sein, wenn man so in der Adventszeit durch die Geschäfte schlenderte, denn von Lebkuchen über Marzipankartoffeln bis zu Stollen findet man alles, deutsche Weihnachtsspezialitäten scheinen auch hier sehr beliebt zu sein. Besonders stehen die Kanadier auf Lindor-Kugeln, soviele Lindorkugeln in allen Größen und Variationen habe ich in Deutschland noch nie gesehen (Minze? Erdnussbutter?...) (p.s. i know, lindor ist schweiz, aber trotzdem erwähnenswert ;))

Vor meinem letzten final exam bin ich dann noch mit Jonas nach Vancouver Island gefahren um dort in Victoria, der Hauptstadt von British Columbia, ein bisschen britischen Flair zu genießen. Wir hatten unglaublich Glück mit dem Wetter, sodass wir gemütlich durch die Stadt bummeln konnten (Chinatown, fishermen's wharf, art gallery, craigdarroch castle, hafen...). Wirklich wunderschön war ein Besuch in den Butchart Gardens. Dort wird in der Weihnachtszeit alles sehr originell beleuchtet, ein Weg führt anhand des Weihnachtslieds "twelve days of christmas" durch die Gärten. Trotz Kitsch-Gefahr war es sehr schön, es kam richtig Weihnachtsstimmung auf, da es eisig kalt war, ein Blechblasquartett und ein Gesangsquartett munter Weihnachtslieder spielten und die Lichter einem das Gefühl gaben durch ein fabelhaftes Fantasieland zu gehen. Oh, und nicht zu vergessen, es gab natürlich auch eine Modelleisenbahn! Mit einer Standseilbahn, Skipiste und fahrenden Skifahrern war die Bahn doch sehr unterhaltsam und eine Bereicherung zu unserer heimatlichen Sessellift-Wanderer-Landschaft.
Überfahrt durch die Gulf Islands

älteste Chinatown Kanadas

the twelve days of christmas -three french hens

sry für die schlechte Photografie...

ein altes Steinway-Klavier im Craigdarroch Castle

Seehund am fishermen's wharf in der Hoffnung dass die fish und chips bude was abgibt

Parliament Building

apfelsüße Schneemänner - unmöglich so einen zu essen, selbst zu zweit. Apfel mit Karamel umhüllt, mit weißer Schokolade umhüllt und einem Marshmallow-Hut  umhüllt mit dunkler Schokolade... puh.
 So, nach Ende der finals konnten nun die Weihnachts&Silvesterreisen losgehen. Denn was ich natürlich noch nicht erwähnt hatte, neben all den Uni und Freizeitaktivitäten wurde natürlich auch eifrig geplant, sodass für die Weihnachtstage ein Aufenthalt in Whistler anstand und über Neujahr eine Reise nach Montreal. Berichte davon folgen!

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