Das berühmt-berüchtigte Wetter von Whistler mit unglaublichen Mengen an Niederschlag zeigte sich durchweg über die fünf Tage. Konstanter Schneefall brachten täglich um die 50cm Neuschnee, je nach Höhenlage allerdings von unterschiedlicher Qualität, von herrlichem powder bis zu Regen.
Insgesamt war es eine ganz schöne Umstellung in diesen Massen von Schnee zu fahren, - ja es gibt auch ein "zuviel" an Schnee, aber es machte unglaublich viel Spaß.. Die Pisten werden größtenteils überhaupt nicht präpariert und man kann einfach überall fahren. So kommt man regelmäßig in den Genuss von wunderbaren Abfahrten, bei denen es stäubt wie man es aus den Werbefotos/videos kennt.
Die Sicht war leider nicht besonders gut, doch nachdem ich mir tatsächlich nach vielen Jahren Wintersport ohne Skibrille, eine gekauft hatte, störte das nur noch begrenzt. Nichtsdestotrotz gab es lustige Momente, in denen einfach mal der Boden unter dem Brett verschwand und ich 10m tiefer lachend im weichen, meterhohen Schnee mich wiederfand.
Die absolute Krönung der fünf Tage Boarden war der letzte Tag an dem doch tatsächlich mal das "alpine" geöffnet worden ist. Das "alpine" sind die Lifte die über die Baumgrenze hinweg gehen und die Tage zuvor hatte man nichts außer Lawinenabschüssen davon mitbekommen. Jedoch am 26.12, wir hatten noch drei Stunden auf der Piste, öffneten diese Lifte und wir fuhren direkt zum Lift "7th Heaven". Und es war tatsächlich wie im siebten Himmel: diese derartig traumhafte Abfahrt werde ich nie wieder vergessen, jede einzelne Sekunde ist abgespeichert. Über einen Meter Neuschnee, absolut unberührt und dann einfach aufs Board stellen und hinuntercruisen... Bei der ersten Abfahrt fielen wir beide - gut trainierten von den vorherigen Tagen im Tiefschnee, komplett nicht hinzufallen, sondern einfach nur genußvoll abzufahren. Bei unserer zweiten Abfahrt blieben wir dann doch auch mal hängen, da der Schnee ziemlich bremst und wenn man mal im Schnee liegt, ist es eine große Anstrengung erstmal wieder aufzustehen und dann vor allem auch wieder weiterzufahren, denn Massen von Schnee belagerten ja das Board... Aber es hat viel Spaß gemacht sich im wunderbaren Schnee zu kugeln und wir konnten uns doch sehr glücklich schätzen, so früh am Lift gewesen zu sein, denn bei unserer dritten Auffahrt (Rückweg) waren dann doch schon die meisten Hänge zerfahren (man darf dort einfach überall fahren, es gibt zwar "Pisten", aber das ist so als Hilfestellung eher für Europäer, die derartige Freiheiten verunsichern...) und es lagen überall Skifahrer in der Gegend herum, auf der Suche nach ihren Ski (p.s. für die Skiinteressierten: Carving-Ski sind hier absolut nicht angesagt, hier fährt jeder mit so breiten freeride-ski, alles andere funktioniert auch nicht bei den Schneemassen).
Ja, ich glaube man merkt, meine Begeisterung ist noch immer ziemlich präsent ;) Als wir dann ins Village abgefahren sind, hat es dann doch tatsächlich sogar unten im Dorf wieder ganz dicht geschneit (anstatt Regen) und wir sind dann mit dem Bus innerhalb von zweieinhalb Stunden wieder nach Vancouver gebracht worden.
so, neben all dem Snowboarden ist aber natürlich nicht zu vergessen, dass wir uns es nach dem Boarden auch richtig gut gehen ließen. Selbstgemachte Schupfnudeln und Sauerkraut, Pilz-Champignonspaghetti und zu Weihnachten Kartoffelbrei, Blaukraut und Würstchen gehörten bei unserer fast ausschließlich süddeutschen Gruppe auf den Speiseplan. Und davor saßen wir im hot tub, umgeben von schneebehangenen Tannen... So lässt sichs leben ;) und vor allem waren es wunderschöne Weihnachtstage in der Ferne.
Zurück in Vancouver hatte die Mädelsfraktion von Whistler ziemlich genau 23h Zeit Wäsche zu waschen, Schlaf zu bekommen und umzuschalten von Whistler, Schnee, Natur, Hütte auf Flugzeug, Reisen, USA, Stadt, Zivilisation. Schließlich saßen wir dann im Bus nach Seattle und hatten die ersten unerfreulichen Begegnungen mit den amerikanischen Grenzbeamten... Sie haben uns dann doch tatsächlich alle drei hereingelassen, nach ausführlichster (20min) Überprüfung.
Zuvor sollte vielleicht gesagt werden, dass wir bei der Planung des Urlaubs ein bisschen Scheuklappenmäßig lediglich Flugpreise verglichen hatten. Da Flüge von Seattle nach Montreal doch um einiges billiger waren, beschlossen wir dann von Seattle den billigsten Flug zu nehmen... dessen Sinnhaftigkeit stellten wir dann doch des öfteren in diesen 8 Tagen in Frage, aber schließlich lernt man ja aus seinen Fehler.
Zurück zu unserer Reise. Nachdem man dann die Grenze überschritten hatte, wurde man gebeten 6 Dollar einfach mal so an den amerikanischen Staat zu zahlen, aber bitte in Kreditkarte oder amerikanischen Dollar, sowie seine Lebensmittel abzugeben... Ja, da zergeht einem das "welcome in the United States" des Grenzbeamten dann doch irgendwie nicht so richtig hinunter... Schließlich landeten wir am Seattle Airport und versuchten vier Stunden dort Schlaf zu finden (natürlich mit leeren Mägen, denn über die Grenze darf man ja nichts mitnehmen und auf dem Airport gab es nichts außer einen offenen Starbucks...) um dann um 4 für unseren Flug einzuchecken. Seit neuestem darf man für "domestic flights" für jedes Gepäckstück auch nochmal eine Gebühr bezahlen und es ist ja auch selbstverständlich, dass in diesem Falle Kanada zu domestic gezählt wird "because it's so close, you know" (naja, 3000km Fliegen - close?! ich naive Europäerin ;)) Wie auch immer, wir flogen dann schließlich von Seattle in das Herz der USA - Dallas, Texas und von dort aus nach Toronto, wo wir dann erstmal aus Freude wieder zurück in Kanada zu sein uns bei d e r kanadischen Kette "Tim Hortons" mit "timbits" eindeckten. Schließlich erreichten wir Montreal nach 24h Reise und 3h Zeitverschiebung. Zum Glück klappte auch alles dort mit einem ominösen Schlüssel im Briefkasten, sodass wir in einer schönen Wohnung, die wir über Bekanntschaften bekommen hatten, uns einrichten und ausschlafen konnten.
Die nächsten Tage waren eine Mischung aus Genießen des französischen Flairs, des leckeren Essens (frisches Baguette, Croissants, Käse, Café au lait, Crépès, Bagels, Poutine...) und Bummeln durch die Stadt. Es lag noch bisschen Schnee und war sonnig, was außerordentlich gut tat nach vielen Tagen ohne jegliche Sonnenstrahlen. Gemütliche Spaziergänge auf den Mont Royal, welcher belebt von Langläufern, Rodlern und Schlittschuhläufern war, die Inseln Île Sainte Hélène und Île Notre Dame und am Hafen entlang, waren sehr schön. Mit einer angehenden Architektion an Bord betrachtete man eine Stadt dann auch aus einer anderen Perspektive und schaut sich bestimmte Dinge an, wie zum Beispiel den experimentellen Wohnungsbau von der expo 67 (habitat 67). Insgesamt ist Montréal sehr verschieden zu Vancouver, vor allem hat sie als Stadt viel mehr Charakter. Viele Stunden verbrachten wir in schönen Cafés und auf dem Markt. Leider waren doch einige Restaurants, Bars, ... geschlossen, sodass wir von der legendären Musikszene wenig mitnehmen konnten. Es gibt in Montréal auch eine Untergrundstadt, man kann sich komplett im warmen, respektive kalten Untergrund aufhalten um Kälte/Hitze zu entfliehen. Enttäuschenderweise ist es aber nicht besonders spektakulär, sondern einfach wie eine shopping mall.
An Silvester aßen wir zunächst mit unseren Mitbewohnerinnen zu Abend mit leckeren Käsen, Rotwein, Hummus, Baguette, Tomaten, Trauben... und zur Krönung noch Mousse au chocolat. Danach gingen wir dann an den Hafen, wo um Mitternacht ein Musikfeuerwerk gezündet worden ist. Es war richtig schön und danach tanzten wir auf einem Platz noch zu einer francophonen kanadischen Band ins Neue Jahr hinein. Netterweise setzte der Regen dann auch aus, wir kamen uns schon ein bisschen komisch vor: in dem angeblich so kalten Montreal, regnete es und hatte Plusgrade, während in Vancouver und Whistler die Sonne schien bei eisigen Temperaturen, in Deutschland Schnee lag...
An unserem letzten Tag wurde es dann aber doch nochmal kälter und begann zu schneien. Enteisungsprozedur am Flughafen verlief problemlos und der Flug war pünktlich trotz starken Schneefalls.
Blick vom Mont Royal - dem Hausberg von Montréal |
geodätische Kuppel (Biosphère) - Überreste der Expo 67 auf der Île Sainte Hélène |
Blick auf Vieux Montréal |
Juliette et Chocolat... |
the classic one - hmm, baguette! |
Habitat 67 |
anstatt Kicken wird hier Eishockey auf der Straße gespielt... |
Poutine - kanadische "Spezialität" (Pommes mit Käse und Bratensoße) |
La maison du bagel :) |
Silvesterdinner |
trüber 1.1.11... |
L'oratoire Saint Joseph - largest church in Canada |
Olympiastadion (1976) - schiefster begehbarer Turm der Welt; und man beachte: da weht sie, die DDR-Flagge ;) |
Notre Dame de Montréal |
Der Rückflug war dann auch nochmal eine längere Angelegenheit, obwohl wir relativ direkt flogen über Chicago nach Seattle. Dort mussten wir dann allerdings wieder eine Nacht auf dem Flughafen verbringen, da kein Bus mehr nach Vancouver ging. So waren wir eben "sleepless in Seattle" und äußerst erleichtert gegen neun Seattle gen Kanada zu verlassen und im Bus ein bisschen zu dösen.
Inzwischen sind Schlafentzug und Zeitverschiebung wieder einigermaßen ausgeglichen, doch am Donnerstag gleich zur ersten Vorlesung um 8 in der Früh war doch nicht so einfach ;). Nach der Montréal-Reise geht man jetzt wieder ganz anders durch Vancouver und schaut sie auch wieder nicht nur unter dem Aspekt "hier lebe ich - Alltag" an, sondern hat wieder Lust und Neugierde die Stadt noch mehr zu entdecken. (naja, aber da ist auch so ein starker Naturdrang in einem Vancouverite - Sehnsucht nach Schnee und Bergen wird mich morgen wieder nach Whistler führen ;))
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