Dienstag, 1. März 2011

roadtrip! 16.2.-22.2.2011

Letzten Dienstag Abend konnte ich meinen jüngeren Bruder vom Flughafen abholen! Mit Snowboard bepackt (...und Rittersport, ner guten Flasche Rotwein und Maultauschen... :)) kam er leicht übermüdet an und schlief erstmal 12h, bevor wir am Mittwoch früh gleich wieder an den Flughafen gingen und unser Mietauto abholten. Der blütenweiße Jeep Dodge machte einen guten Eindruck, sodass wir erwartungsfroh und reiselustig davonfuhren und ich zum ersten Mal Vancouver by car entdeckte. (z.b. die carpool-lane, sobald mehr als eine Person im Auto sitzt, darf man die carpool-lane nehmen (wo natürlich kein Stau ist... ganz schön gut :))

THE TRIP: 2164km, mit google 1 Tag 5 Stunden - oder mit uns sechs Tage und tolle Erlebnisse unterwegs!


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MITTWOCH
Schnell war das Auto dann vollgepackt, im Safeway das überlebenswichtige high-energy-food (cookies) gekauft, Kerze&Streichhölzer im Kofferraum verstaut, sodass wir gegen Mittag gen Osten davonfuhren und den Regen hinter uns ließen. Vor Chilliwack machten wir unseren ersten Stop und genossen die zarten durch den Dunst kommenden Sonnenstrahlen.



Die Fahrt ging weiter an Chilliwack vorbei nach Hope, am Fraser Canyon entlang, an Hell's Gate vorbei (leider alles nicht zugänglich wg. off-season), ein kurzer Kaffee-refill Stop in Boston Bar in einem Restaurant im Nirgendwo und natürlich niemandem außer uns da, und wieder zurück auf der Straße bis wir dann bei Dunkelheit in Kamloops eintrafen. Den Abend verbrachten wir "roadtrip-mäßig" erst bei taco bell und danach in einem Motel - meine ersten Nacht in einem Motel. Richtig gut!

da machten wir noch den Fehler zu denken, dass ein Zug schnell vorbeifährt, aber hier wartet man schon mal über fünf Minuten bis EIN Zug durch den Bahnübergang ist...

 
DONNERSTAG
Nach gemütlichem Frühstücken und Tanken fuhren wir weiter durch ziemlich öde, graue Mondlandschaft bis dann so langsam größere Berge auftauchten… Wir stoppten unterwegs oberhalb des Ortes Chase und hatten einen tollen Blick über einen halb zugefrorenen See. Frischer Holzgeruch und prasselndes Feuer bei Eiseskälte ließen richtige WinterKanadaGefühle aufkommen und der nette Kanadier, den wir dort trafen, erklärte uns dann noch, wie dieser Ofen alle Häuser beheizt. 

Weiter ging die Fahrt am Shuswap Lake entlang bis wir in Sicamous bei herrlichem Sonnenschein einen Besuch im visitor centre machten und dort begeisternd beraten wurde von der hiesigen Dame. So folgten wir ein paar ihrer Tipps (die wenig saisongerecht waren, da mal wieder die meisten Sachen geschlossen waren), und fuhren zum Beispiel zur "golden spike". Die letzte Schwelle der transcanada-railway wurde hier in Craigellachie gelegt. Dort machten wir eine kleine Foto-Session und tollten im hüfthohen Schnee herum. Die Bahn verfolgte uns überhaupt den ganzen trip über, denn kilometerlange Züge (über 2km!) mit z.T. doppelt gestapelten Container schlängelten sich durch dieselben Täler wie unsere highway. Somit fuhr unser älterer, am meisten eisenbahnbegeisterter Bruder immer mit und er hätte seine Freude gehabt an einem Entgleisungsgerät, wuchtigem Schneeräumer für Schienen und Weichen schalten im Nirgendwo ;) 
unser gutes Auto :) - noch sauber!

Craigellachie





Ein bisschen weiter, bei Crazy Creek, parkten wir unser Auto und fragten nach trails in der Gegend. Schon witzig, ganz locker auf die Frage, ob wir denn snowshoes hätten, mit "ja" zu antworten und dann auch tatsächlich bei leichtem Schneefall einfach in den Wald loszuziehen. Ein wunderbares Gefühl! Der Schnee war fluffig und mit den snowshoes läuft man einfach drauf los durch die Winterlandschaft. Spuren eines Elches zogen quer durch den Wald und wir liefen genauso kreuz und quer unabhängig von Wegen durch die Gegend. Wir stießen dabei auf die Transcanada-Railway und betrachteten mit großem Interesse die Entgleisungsschienen und den riesigen Schneeräumer.



Glacier National Park
Schließlich hieß es wieder „back on the road“ und wir fuhren weiter an Revelstoke vorbei und über unseren ersten Pass - Rogers Pass (1327m). Von nun an hatten wir kein weißes Auto mehr, sondern ein braunschneematsch verziertes Auto. Bei einem Stopp im Glacier National Park genossen wir dann zum ersten Mal so richtig die kalte Winterlandschaft mit beeindruckenden Bergen. In Golden suchten wir ziemlich lange nach einer Unterkunft und landeten schließlich in einem schrulligen Hostel. Früh ins Bett, denn für den nächsten Tag stand eine große Herausforderung an:

Snowboarden im Kicking Horse Resort 

FREITAG

Wir waren schon früh aus den Betten, mussten dann allerdings erstmal unser Auto aus seiner nächtlichen Unterkunft schieben. Glücklicherweise klappte das hervorragend und auch der Motor sprang trotz Temperaturen um die -22°C problemlos an. Nach einer 20-minütigen Fahrt auf leichtschneeigen Straßen kamen wir am Kicking Horse Resort oberhalb von Golden an. Dort erwartete uns ein herausforderndes Skigebiet - meine Mitbewohnerin (Skilehrerin) liebt es und hat es mir wärmestens empfohlen - hardest and steepest runs. Recht hatte sie, beeindruckend was hier so gefahren worden ist... Aber auch wir hatten unsere Freude an dem genialen staubtrockenen Pulverschnee und erlebten alles von Sonnenstrahlen über Schneefall bis zu Nebel. Im Nebel nahmen wir eine "falsche" Abfahrt und landeten im neuen Terrain des Gebiets - eine Bowl nur aus"double black diamond Abfahrten" - was die schwersten Pisten des Gebiets bezeichnet. Das wäre ja nicht weiters problematisch gewesen, wäre die Sicht nicht so suboptimal gewesen, so mussten sich vor allem der noch kanadisch-Snowboardfahren-Unerfahrene erstmal an die plötzlich auftauchenden Massen von Schnee unter seinem Board gewöhnen ;) Nachmittags kam die Sonne nochmal hervor und wir hatten herrliche Abfahrten. Bei der letzten Abfahrt hatte sich meine Bindung einfach mal gelöst, sodass ich mit drehender Bindung den Berg hinunterfuhr - interessantlustige Erfahrung ;)




Nachdem alle Schrauben wieder saßen fuhren wir wieder nach Golden hinunter, um nach einem kleinen Spaziergang durch das Örtchen weiter gen Lake Louise zu ziehen. Eine richtig schöne Fahrt über den Kicking Horse Pass mit herrlichem Panorama und Sonnenschein! In Lake Louise übernachteten wir in einem gemütlichen Hostel, hatten sogar ein dorm für uns, ergatterten Spaghetti, Soße und Salat for free and ready made und amüsierten uns beim  Tischkickern... da haben die Kanadier irgendwas nicht so ganz verstanden... drei Torwarts?! "ver"braucht vielleicht der VFB innerhalb weniger Tage, aber nicht alle auf einmal auf dem Spielfeld... achso, Wetterreport: eisige -30°C, sternenklarer Himmel...


SAMSTAG
Auch diesen Morgen ließ uns unser gutes Auto nicht im Stich und sprang fröhlich stinkend bei -33°C an. Diesmal brauchte es auch keine Anschub-Hilfe, sondern wir konnten direkt zum Skiresort hinauf fahren, bekamen dort dank unserer frühen Ankunft (8Uhr) einen Parkplatz direkt am Lift und konnten uns gemütlich richten (steif gefrorene Snowboardboots - autsch). Das Wetter war absolut traumhaft, die Morgensonne beleuchtete die beeindruckenden und charakteristischen Felsformationen der Umgebung. Um kurz vor neun saßen wir in der zweiten Kabine, die auf den Berg ging (war auch erstmal eine der letzten, da die Schließfunktion der Türen durch die extreme Kälte gestört war). War uns egal, wir waren oben auf dem Berg und genossen diesen einmaligen Moment! Perfekter geht es einfach gar nicht mehr! Traumhafte scenery - wir mit unseren Snowboards in Kanada, im Banff National Park - und ein ganzer Sonnen-Winter-Tag vor uns! frische, eiskalte Luft - so lebendig :) Wir hatten wunderschöne Abfahrten und genossen jede einzelne Minute. Trotz des Samstags und eines langen Wochenendes in Alberta war es eine angenehm geringe Dichte an Menschen. Wir hörten dann nachmittags nach einigen mogul-und worldcupabfahrten auf - als es am schönsten war und gönnten uns noch ein gemütliches Beisammensitzen im Sonnenschein. too good to be true...Was für ein perfekter Tag!
Die Sorge wo wir die Nacht verbringen würden, ließ uns allerdings nicht ganz ruhen, denn der "family day" (ein Feiertag der Familie in Alberta) führte dazu, dass alle Hostels in der Umgebung ausgebucht waren. Mein exzellenter Beifahrer organisierte dann jedoch ein super Motel in Canmore, wo wir sogar eine eigene Küche hatten und leckere Spaghetti mit KichererbsenTomatenSauce machen konnten. Die Fahrt nach Canmore führte weiter durch den Banff National Park (Unesco Welterbe), wunderschöne Natur, beeindruckende Berge und sooo viel Sonne (und Brücken über den Highway für die Tiere!



SONNTAG
Der Tag began gemütlich mit einem kanadischen Frühstück - Omelette, Bacon, free coffee refill... Gut gestärkt und munter machten wir einen Spaziergang durch den Ort (bei noch immer -30°C, wennauch die Sonne am Wärmen war). Dabei entdeckten wir einen wunderschönen Fluss, der irgendwie dampfte über weite Strecken, dann aber wieder zugefroren war... komisch ;)

canmore



Wir setzen unsere Fahrt fort und fuhren zurück an Banff vorbei und Richtung Radium Hot Springs in den Kootenay National Park. Eigentlich wollten wir nur kurz an der Wasserscheide (Atlantik-Pazifik) stoppen, doch sahen wir einige Leute mit Ski und snowshoes losziehen, sodass wir einfach auch unsere Snowshoes anzogen und den Spuren in ein Talkessel folgten. Bald waren wir umgeben von Bäumen und Unmengen von Schnee unter uns und genossen einfach durch die Wildnis zu stapfen. Der Sonnenschein und die beeindruckenden Felsformationen um uns herum verstärkten die Freude noch mehr, es war einfach wunderbar. Wir tollten im Schnee herum und stapften einen Hang hinauf, um ihn dann fröhlich wieder hinunterzurennen - das macht sooo Spaß mit snowshoes :) Im Schatten war es dann doch eisig kalt, sodass der Rückweg dann doch ziemlich schnell vonstatten ging und wir uns wieder im Auto mit der Aussicht auf hot springs wärmten. 


rocky powder... :)



ohne snowshoes...
In Radium Hot Springs fanden wir schnell ein Hostel und freuten uns auf die hochgelobten Hot Springs. Waren allerdings ein ziemlicher flop, da sind wir schon verwöhnt von Thermen, Aufenthalten in Island,... weder landschaftlich war es besonders, noch gab es Sprudler, Schlamm o.ä., und auch das Wasser überzeugte nicht wirklich - eher lauwarm und radioaktiv... hmm. Ob das sooo gut ist...  Wir sind dann european-style zu einem Pub gelaufen und haben es uns dort richtig gut gehen lassen zum Ausklang des tollen Tages... 

MONTAG
Leider mussten wir jetzt wieder die Kilometer Richtung Westen anpacken, sodass der Montag hauptsächlich aus Autofahren bestand. Die Landschaft war weniger spektakulär, doch nicht minder schön, weite Täler mit hoch aufragenden Bergen. In Fort Steele schlenderten wir durch eine schön gerichtete heritage town aus der gold-rush-Zeit im 19. Jahrhundert. Es gab sogar ein Eishockeyfeld! p.s. auch wenn wir mit T-Shirts/Pullijacke umherlaufen - das nennt man Adaption, denn noch immer um die -10°C.


keine Ahnung was die ägptischen Zeichnungen da im Hintergrund sollen... dass die Ägypter Eishockey erfunden haben, erscheint mir äußerst unwahrscheinlich

Weiter ging es über Pässe und schöne Landschaften durch diverse Städtchen, Cranbrook, Moyie, Yahk, Erickson, Creston bis wir schließlich nach Nelson kamen. Nelson liegt direkt an einem See umgeben von Bergen! Da fühlt man sich sehr wohl als ex-Konstanz-aktuell-Vancouver-Bewohnerin. Jedoch hatte es inzwischen zugezogen, es war äußerst trübe und die ersten Schneeflocken kamen vom Himmel. Nachdem wir uns die Füße vertreten hatten fuhren wir aber doch weiter, um noch über den Paulson Pass zu kommen vor Einbruch der Dunkelheit mit bedenklich niedrigem Benzinstand... Zum Glück schafften wir es bis Christina Lake und konnten dann erstmal tanken, bevor wir uns dann auf die Suche nach einer Unterkunft machten. Wir hatten unglaublich Glück, als wir bei einem Motel direkt am Seeufer anfragten, die äußerst überrascht über unser Kommen waren, uns aber dann in ein riesiges Zimmer mit Küche einquartierten (billigste Unterkunft des ganzen Trips!). Erleichert und zufrieden genossen wir unseren letzten Abend on the road und machten noch einen Nachtspaziergang an den See.
Rehe in Christina Lake


DIENSTAG
der morgendliche Blick aus dem Fenster weckte bei mir gemischte Gefühle: neben der riesigen Freude über das dichte Schneetreiben und die frischen zehn Zentimeter Schnee auf den Bäumen reihten sich Gedanken um die vor uns liegenden 550km nach Vancouver... Wir hatten bis jetzt so unheimlich viel Glück gehabt mit dem Wetter, denn es ist nicht seltend, dass die zahlreichen Pässe gesperrt werden wegen Lawinen und Schneefalls. Nichtsdestotrotz starteten wir munter in den Tag, erst noch kurz zu meinem namensgleichen See hinunter und dann startete unser Auto aufs neue problemlos durch den Schnee aus dem Nirgendwo auf die schneebedeckte highway.
Immer wieder schneite es sehr stark, aber es gab auch ruhige Momente, sodass es eine ganz angenehme, wenn auch lange, Fahrt war. An einem nahegelegenen See an dem wir kurz anhielten, entdeckten wir Autospuren ans Ufer hinunter und dahinter ein Loch zum Eisfischen! Lustige Vorstellung, dass in den winterlichen Morgenstunden schon jemand ans Wasser gefahren war um einen Fisch zu angeln!
our car - back to white ;)


Wir durchquerten ganz unterschiedliche Klimata, von Regenwäldern über Obst-und Weinanbauregionen bis zu wüstenähnlichen Landstrichen. In Osoyoos, der wärmsten Stadt Kanadas, machten wir an einem Weingut Halt und Thomas probierte die lokalen Weine und erwählte den besten zum Mitnehmen. Leider waren alle angepriesenen Frucht-und Eisstände eine Enttäuschung, falsche Jahreszeit... ;)
In Princeton machten wir eine Essenspause und ich nahm voll advantage von den free-refills und verließ subway mit 1l Coke Zero intus und einem weiteren halben Liter in meinem Becher. Und weiter gings :) Obwohl man dachte, dass man so langsam in flachere Regionen kommen sollte, war dies überhaupt nicht der Fall, ein Pass reihte sich an den nächsten... man kam von den 1200 bis 1400m einfach nicht weg... Die Bedingungen waren entsprechend. Teilweise führte heftiger Schneefall zu minimaler Sicht und schlechten Straßenbedingungen, aber cola-geflasht lenkte ich das Auto und uns sicher über die Pässe. Essentiell waren auch Thomas' Beifahrerskills, der nochmal das Beste rausholte und great music auflegte. (wurden natürlich noch immer von Trucks überholt, 110km/h bei komplett weißen Straßen und 100m Sichtweite - lieber roadtrip-chillen ;)). War auch gut so, denn wir sahen einen Schneeräumer voll im Straßengraben liegen *g*. Als wir in Hope ankamen, war auch der Rest der Cola an meinen Gehirnsynapsen tätig und ich war erleichert und bisschen stolz auf die vergangene Fahrt. Es war nichtsdestotrotz eine wunderbare Fahrt, durch herrliche und dazuhin schneeverzauberte Landschaft (was ich ja liebe :)) Besonders schön war es durch den Manning Provinicial Park! Die Hänge sind unglaublich steil, die Täler sehr eng und unglaublich dichte Wälder! Tolles Erlebnis!



Von Hope aus hatte uns der Regen wieder und dann schließlich auch der Stau (nicht zu vergessen der Geruch von Gras, der einem hier sogar auf dem highway in die Nase kommt), sodass wir nach einem letzten Stop an unserem ersten Stop der Hinreise vollends nach Vancouver fuhren!

all in all: absolutely amazing roadtrip - so happy to have been out there with my brother!

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